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Lange Kurzfilmnacht: Bilder, die lügen
29. Juni 2005


Intro

Seit 1999 veranstaltet die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz im CinéMayence eine lange Nacht des politischen Kurzfilms. Anläßlich der Ausstellung »Bilder, die lügen« der Stiftung Haus der Geschichte im ZDF ist die diesjährige lange Kurzfilmnacht dem Thema Wahrheit und Lüge im Film gewidmet. Denn auch Kurzfilmemacher nutzen diese Doppelbödigkeit des Mediums auf vielfältige Weise. Als bewusste Manipulation, gezielte Lüge oder zur Erzeugung von Illusionen, die selbst wiederum falsche, aber auch echt wahre Aussagen über die Wirklichkeit treffen können. Besonders interessant sind Filme, die absichtlich die Grenzen zwischen Fiktion und Dokumentation verwischen und dabei der Aufklärung willen täuschen. Im Rahmen des Programms werden deutsche und internationale Kurzfilme gezeigt, die diese Fragen und Themen aufgreifen und witzig und listig demonstrieren. Die Zuschauer werden eingeladen sich verführen oder zu einem eigenen Urteil anregen zu lassen (Achtung: einige Filme im Programm sind wirklich wahr!) Ein Imbiss und Getränke erleichtern die Diskussionen.
Es laden ein: die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz in Kooperation mit dem CinéMayence.
Die Veranstaltung beginnt um 20.30 Uhr und endet etwa um 24 Uhr. Eintritt: 3,50 Euro (Einheitspreis inkl. Imbiss). Reservierungen empfohlen!

Hinweis:
Im ZDF ist zur gleichen Zeit die Ausstellung "Bilder, die lügen" der Stiftung Haus der Geschichte zu sehen.

Nach der Veranstaltung ...
Das Publikum hatte die Wahl jeden Film als "echt" oder "falsch" und zusätzlich die Aussage als "wahr" zu beurteilen. Die richtige Lösung veröffentlichen wir jetzt auch hier. Die Lösungen sind jeweils unter der Filmbeschreibung in roter Farbe angegeben.


Die Filme in alphabetischer Folge:

Standbild aus Bluemchen »Blümchen«
Sebastian Jochum, D 1995, 5:20, Beta SP

Ein junger Mann wartet in einem Treppenhaus. Eine Tänzerin am Bildrand. Plötzlich geschehen unerwartete Dinge, in die ein Stuhl, ein Kleinkind und eine Katze verwickelt sind...

Bio: geb. 1965 in Krefeld, 1995 Abschluss des Studiums an der Kunsthochschule für Medien, Köln.
falsch



Standbild aus Ein Wunder »Ein Wunder«
Stanislaw Mucha, D 1999, 7:30, OF, Beta SP

"Lassen sich Wunder filmen? Die Kamera zeigt Pilger in einem kleinen Ort in Ostpolen, die ein Fenster eines Schulhauses betrachten, in dem viele die Mutter Gottes zu sehen glauben."

Stanislaw Mucha: 1970 in Nowy Targ, Polen, geboren. Schauspielstudium an der “Ludwik Solski" Drama Schule in Krakow. Am „Alten Theater“ Krakow. Filmstudium an der Film- und Fernsehschule „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg 1995-99. Kurzfilme und lange Dokumentarfilme.
echt + wahr



Standbild aus Hello Ingmar »Hello Ingmar«
Gunilla Josephson, Canada 2000, 7 Min, schwedmUT, Beta SP

»Ingmar Bergman ist mein Vater. Er hat mich in seine Filme eingebaut. Ich weiß, dass ich hier irgendwo bin. Wo zum Teufel verstecke ich mich? Ich wohne in Stockholm. Ingmar und ich haben hier einen Film gedreht, und mein Großvater warf die Kameras aus dem Fenster. In seiner Nähe durften wir nichts sagen, auch das Atmen war irgendwie keine gute Idee und Essen kam gar nicht in Frage.

Gunilla Josephson geboren in Schweden; B.A. in Sozialwissenschaft an der Universität in Stockholm; M.F.A. an der Akademie der Künste in Stockholm; zahlreiche internationale Ausstellungen; Teilnahme an zahlreichen internationalen und deutschen Festivals.
falsch + wahr



Standbild aus Stasi-Akten »Lehrfilm über die Rekonstruktion von Stasi-Akten«
Anke Limprecht, D 2000, 12 Min, 35mm

Die tägliche Arbeit von zwei Mitarbeitern der Projektgruppe Rekonstruktion (Teil der Gauck-Behörde), die sackweise die von Hand zerrissenene Stasi-Unterlagen zu neuen Akten zusammenpuzzeln und zusammenkleben.

"Wussten Sie, dass das Zusammenpuzzeln zerrissener Stasiakten ein schönes neues Handwerk ist? Den Lehrfilm über die Rekonstruktion von Stasiakten ansehen und seine Freude haben! Kein Wort stört den Genuss!" (D. Kuhlbrodt in taz, 4.10.2001)
echt + wahr



Standbild aus Nicolae Elena »Nicolae & Elena«
Richard Vetterli, CH 1991, 7:00 , 16mm

Am 25. Dezember 1989 wurden in einer Kaserne in der Nähe von Bukarest Nicolae und Elena Ceausescu nach dem Verhör in einem nicht-öffentlichen Schnellprozess hingerichtet. Die Aktion wurde im Fernsehen ausgestrahlt. Sofort danach wurden Zweifel an der Echtheit der Aufnahmen geäußert.
Der Film von Richard Vetterli zeigt die Aufnahmen, die vom Fernsehen gesendet wurden. Nur ist dieser Film etwas länger als das gesendete Material, das nur ein Ausschnitt war. Der Film beginnt vor den Schüssen im Kasernenhof und setzt sich nach der Hinrichtung fort.

Richard Vetterli, geb. 1960 in Winterthur, Schweiz; Studium an der Ecole Superieure D'Art Visuel in Genf.
falsch + wahr



Standbild aus Om »Om«
John Smith, GB 1986, 4 Min, o. Dialog, 35 mm 1:1,37, Mono

Ein ebenso überraschend einfach gedrehtes, wie komplexes Porträt eines jungen Mannes.

John Smith (London) ist einer der bekanntesten zeitgenössischen britischen Experimentalfilmemacher. Seine Filme und Videos wurzeln oft in sozialen, humanitären und politischen Anliegen, arbeiten mit vielfältigen Schichten, visuellen und akustischen Pointen, entwickeln aus scheinbar experimentellen Bildsprachen narrative Bögen..
falsch + wahr



Standbild aus On a Wednesday Night in Tokyo »On a Wednesday Night in Tokyo«
Jan Verbeek, D 2004; 5:30, ohne Text, Beta SP

In einer Einstellung auf einer U-Bahn-Station in Tokyo gedreht, vermittelt das Video bis an den Rand des Unerträglichen das Unvermeidbare.

Bio-/Filmografie geb. 1966 in Bonn; 1989-96 Studium der freien Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf; seit 1989 internationale Festival- und Ausstellungsbeteiligungen sowie Einzelausstellungen mit Video- und Klang-Installationen; 1998-99 "Never Touch a Running System"; 2000 "Satz"; 2001 "Heute abend"; "Skip and Return"; 2003 "Open Sky".
echt + wahr


Standbild aus RocketKitKongoKit »RocketKitKongoKit«
Craig Baldwin, USA 1986, f&sw, 29:30, 16mm

"RocketKitKongoKit" ist eine bilderstürmerische, kaleidoskopische Tour de Force durch die Geschichte von Belgisch-Kongo (heute: Zaire). Baldwin konstruiert mit Hilfe von Found Footage einen Zusammenhang zwischen den Plänen einer deutschen Rüstungsfirma, CIA-Aktivitäten und dem Komplott für eine pro-westliche Regierung. Dabei verwendet Baldwin Bilder aus Science-Fiction-Filmen, Industrie- und Werbefilmen, Lehrfilmen der 50er Jahre, alten ethnografischen Filmen, aber auch Tarzan-Filmen. Dieses zu einer filmischen Narration kombinierte Material wird im Off von einem "Schnellfeuerkommentar" begleitet, dem man kaum folgen kann.

Craig Baldwin wurde 1952 in Oakland geboren. Während seiner Studienzeit in San Francisco jobbte Baldwin als Vorführer in einem Pornokino, wo er zum ersten Mal mit "Found Footage", ausgemusterten Filmresten, in Berührung kam. Hiervon kompilierte er seinen ersten (Super-8) Film. In den 70er Jahren zeigte Baldwin seine Filme auf Partys und in Clubs der Subkultur von San Francisco. Er entdeckte seine wachsende Filmsammlung als unerschöpfliche Quelle für Collage-Filme. Aus diesem Material entwickelte Baldwin narrative Found-Footage-Filme, die gegen offizielle Ideologien und Geschichtsschreibung agitieren. Sein "Other Cinema" auf der Sacramento Street in San Francisco ist bis heute ein Treff für Filmliebhaber und die Culture-Jamming-Bewegung.
Filmseite von Craig Baldwin: The Other Cinema
Quicktime-Clip: Clandestine Weapons
echt + wahr

Standbild aus Schgaguler »Schgaguler«
Martin Kirchberger, D 1988, s/w, 12 Min., 16mm

Der Film greift den Konflikt der menschlichen Entfremdung von Natur auf. Das Gurkenstecken im Schnee soll Haus und Hof vor Unheil schützen. Natur tritt hier noch als allumfassende Kraft auf; einerseits Gefahr, andererseits Lebensquell, bestimmt sie den Rhythmus des Menschen, der versucht, sie für sich günstig zu stimmen. Beschrieben wird das Arrangement zwischen Mensch und Umwelt, das gleichzeitig beinhaltet, die ursprüngliche Lebensweise vor äußeren Einflüssen zu bewahren.

Biographie: Geboren 1960. Studium an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Gründung der Produktionsfirma Cinema Concetta. Zahlreiche satirische Kurzfilme. Gestorben Dezember 1991 in einem Flugzeugabsturz bei Dreharbeiten zum ersten langen Spielfilm.
falsch


Standbild aus The Dead Weight of a Quarrel Hangs »The Dead Weight of a Quarrel Hangs«
Walid Ra'ad, Libanon/USA 1998, 18 Min, englOF, Beta SP

»The Dead Weight of a Quarrel Hangs« ist ein 3-teiliges Videoprojekt der gemeinnützigen Stiftung "Atlas Group" zur Erforschung der audio-visuellen Spuren des libanesischen Bürgerkrieges.
»Mit diesem Projekt suchen wir Objekte, die uns helfen, die Geschichte(n) der Libanesischen Bürgerkriege zwischen 1975 und 1990 zu reflektieren und über sie zu schreiben. Bislang konnten wir einige Objekte sicherstellen, darunter Notizbücher, Filme, Videos und Fotografien« (Fouad Boustani). Die Sammlung der Atlas Group wird in Galerien, Museen, Kunstzentren, auf Festivals, in Theatern und Schulen gezeigt. Der Videofilm stellt einen Teil dieser Sammlung vor.

Walid Ra’ad wuchs im Libanon auf und lebt in den USA. Er ist Mitgründer von The Atlas Group. Seine Filme und Fotografien wurden international ausgestellt und waren unter anderem auf der Whitney Biennale und der Documenta 11 zu sehen.
falsch + wahr


Standbild aus The Oral Thing »The Oral Thing«
Bjørn Melhus, D 2001, 8 Min (loop), DVD

Eine amerikanische Daytime-Talkshow: Aus zwei infantilen Kandidaten, die als Kugelmenschen ohne Unterleib und Arme auftreten, presst ein alles überstrahlender weißer Herrenmensch, ein hohepriesterlicher Talkmaster, dessen Herz rhythmisch im Takt des Werbelogos schlägt, Geständnisse über Verbrechen, Inzest und Schuld hervor.
falsch + wahr


Standbild aus Zwischen vier und sechs »Zwischen vier und sechs«
Corinna Schnitt, D 1998, 6:08 Min., 35 mm 1:1,37, Mono

Eine junge Frau berichtet über ihre Kindheit in einer deutschen Kleinstadt. »Es ist schön, wenn es etwas gibt, was eine Familie auch verbindet, eine gemeinsame Unternehmung, und ich bin einfach froh, dass sich das bei uns von ganz allein ergeben hat.«
Die täglichen Familienrituale finden sonntags eine ganz besondere Fortsetzung in dem gemeinschaftlichen Putzen von Straßenschildern.
falsch + wahr


Quellen: Archiv des European Media Art Festivals Osnabrück, Archiv der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen gGmbH, Kurzfilmagentur Hamburg, KOB8 MediaArt Network sowie private Sammlungen und dubiose Quellen.


Programmkalender Juni zum Download: Demnächst! (Acrobat PDF-Datei, ca. 400 KB)
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Siehe auch: Juni-Programm Wahrheit und Lüge im Film
HINWEIS:

  • Wir erproben die Online-Reservierung und die Online-Aufnahme in den Programmversand (nur mit JavaScript-fähigen Browsern - z.B. Netscape ab vers. 3.x - via AOL gehts leider nicht).
  • Neuigkeiten und Programmverhaben veröffentlichen wir unter CinéMayence-Neuigkeiten.

    CinéMayence
    Grafik Schoenborner Hof Fassade Studiokino der AG Stadtkino e.V.
    im Schönborner Hof (Maison de France)
    Schillerstraße 11
    55116 Mainz
    Kartenreservierungen: Tel. 06131/22 83 68 | E-Mail

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