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Kultursommer


1. Einführung
2. Programm Tag für Tag




DEMNÄCHST
Kinoprogramm zum Kultursommer Rheinland-Pfalz 2024 – Kompass Europa »südwärts«

Für den Juli bereiten wir eine Filmreihe zum Motto des Kultursommer Rheinland-Pfalz 2024, »Kompass Europa – Sterne des Südens" vor. Wir zeigen Filme, die vom kulturellen und gesellschaftlichen Leben in südeuropäischen Ländern mit dem Schwerpunkt Italien handeln und deren Themen aufgreifen.

Ein (überwiegend) sonniger Streifzug durch mediterrane Landschaften und Städte von Spanien über Italien bis Griechenland. Die Filme handeln vom kulturellen und gesellschaftlichen Leben und greifen deren Themen auf.

Gegenstände und Themen sind unter anderem Tanz und Musik, die bedrohte Schönheit Venedigs und die Immigrations-Politik an den Außengrenzen Europas. Außerdem geht es um Reisen wie Sehnsuchtsreisen und die Nachfahrt von Pasolinis legendärer Kulturreise durch den Süden Italiens.

Die ausgewählten Filme reflektieren verschiedene Perspektiven und immer auch mehrere Themen. Alle fremdsprachigen Filme werden als Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt und sind Mainzer Erstaufführungen.

Konzept/Kurator: Reinhard W. Wolf




Programm Tag für Tag
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Filmbild Do,4. Juli 20:00 Uhr
Fr,5. und Sa, 6. Juli 18:00 Uhr
Kultursommer / südwärts / Kulturreise / Pasolini / Italien
Vor mir der Süden

Essay von Pepe Danquart, Kommentarstimme: Ulrich Tukur, D 2021, 117 Min, FSK 0
Einführung am 4.7.: Dr. Bernd Kiefer (Filmwissenschaftler)

Pepe Danquart begibt sich als fliegender Flaneur im Fiat Millecento auf Pasolinis Spuren. 1959 setzte sich Pier Paolo Pasolini im ligurischen Badeort Ventimiglia in seinen Fiat und umrundet einmal die italienische Küste. Seine außergewöhnliche Reise gilt 60 Jahre später als einzigartiges Dokument europäischer Kulturgeschichte.
Das im Zeichen des Wirtschaftswunders und des beginnenden Massentourismus prosperierende Italien beschrieb Pasolini mit einer großen Portion Hellsichtigkeit, Empathie und Witz– im Film vorgetragen von Ulrich Tukur.

Daraus hat Danquart einen fesselnden, bildstarken und erhellenden Dokumentarfilm geschaffen, der die Kulturen des Reisens und der Industrie klug miteinander kurzschließt und sie durch den Wandel der Zeiten verfolgt.
Wo früher der Massentourismus die Menschenströme durch die Ferienorte schleuste, überrennen nun Millionen Individualreisende die Schauplätze des historisch-mediterranen Italien. Wo einst Aufbau herrschte, strömen nun Waren und Dramen an die Küstenorte der Apennin-Halbinsel. Danquart, der mit Filmen wie Am Limit visionäre Kinokraft unter Beweis gestellt hat, findet einen liebevollen und humorigen Umgang mit den neuen Trieben aus dem Boden einer längst vergangenen Zeit. Italien zeigt er als radikales Konzentrat einer europäischen Epoche, die zugleich großartig und bestürzend ist.

Am Do, 4. Juli führt der Mainz Filmwissenschaftler Dr. Bernd Kiefer in den Film ein.





Filmbild Mo, 8. Juli 20:00 Uhr
Di. 9– Mi, 10. Juli 18:00 Uhr
Kultursommer / südwärts / Flamenco / Spanien
La Singla
Essayfilm von Paloma Zapata, D 2023, 95 Min., FSK 6
Der Film erzählt die unglaubliche Geschichte von Antoñita ›La Singla‹, der Flamenco-Tänzerin, die in den 1960er Jahren Spanien und den Rest der Welt im Sturm eroberte. Sie ging mit Ella Fitzgerald auf Tournee, tanzte sogar für Dalí und trat im Olympia in Paris auf. Was diese Geschichte so anders und mystisch macht, ist die Tatsache, dass La Singla, durch eine Infektion ihr Gehör verlor und auf dem Höhepunkt ihrer Karriere plötzlich spurlos verschwand. 50 Jahre später entdeckt eine Journalistin im Internet zufällig Archivmaterial über La Singla. Sie ist sofort fasziniert. Eine spannende Spurensuche beginnt.

Daraus entstand dieser Film, eine Frau vor dem Vergessen bewahren soll, die ihrer Zeit voraus war und zu Unrecht aus der Geschichte verschwunden ist, obwohl sie einen großen Beitrag zum Flamenco, zur Roma-Kultur und zur Gehörlosengemeinschaft geleistet hat.
Der Film würdigt auch den Flamenco an sich - ausgehend von neuen Erkenntnissen und versucht, das Kulturerbe von veralteten Stereotypen zu befreien.


Trailer: www.youtube.com



Filmbild Do, 11. - Sa, 13. Juli 20:00 Uhr
Kultursommer / südwärts / Handwerk / Tradition / Griechenland
Der Hochzeitsschneider von Athen
Spielfilm von Sonia Liza Kenterman, GR/D/B 2020, OmU, 101 Min., FSK 0
Nikos ist ein Herrenschneider alter Schule in Athen, dessen Geschäft mangels Nachfrage nicht mehr läuft, aber Dank der Hilfe der handwerklich talentierten Nachbarin Olga neue, weibliche Kundschaft findet.

Mit viel Phantasie baut Nikos sich einen fahrbaren Stand, sichert sich einen guten Platz auf dem Markt und beginnt in der Not sogar, Brautkleider zu nähen – ein sehr einträgliches Geschäft! Mit preiswerten Kleidern gewinnt er in den ärmeren Vorstädten Athens neue Kundschaft. Nikos verliebt sich in Olga und der verwaiste Salon des introvertierten Herrenschneiders mit all den feinen Stoffen wird zum traumhaften Refugium für zwei, die auch ihre eigene Welt ein wenig schöner machen wollen.
Nebenbei erzählt die griechisch-deutsche Regisseurin in ihrer märchenhaften Filmromanze auch von der Wirtschaftskrise des Einzelhandels und vom Ende des Patriarchats in Griechenland.




Filmbild Mo, 15. – Mi, 17. Juli 20:00 Uhr
Kultursommer / südwärts / Reisefilm
Kreuzfahrt Adria
Reisefilm von Joe Berger und Edith Seckler, D 2023-24, 85 Min., FSK 0
Eine Traumreise von Athen über Malta und Catania nach Bari.

Die Reise beginnt in Athen, wo nicht nur die Akropolis im Mittelpunkt steht, sondern auch Highlights wie die Plaka, das Changing of the Guards und Lycabettus.
Von dem Vorort Piräus aus nimmt das Schiff direkten Kurs auf Malta, wo u.a. die Blue Grotto, die Hauptstadt Valletta und eindrucksvolle Strände besucht werden.
Weiter geht ‚s nach Sizilien mit dem historischen Syracuse und Taormina, der wohl schönsten Kleinstadt Italiens, und einem Besuch bei einen der aktivsten Vulkane der Welt, dem Ätna.
Die nächste Station ist Crotone an der Sohle des italienischen Stiefels, einem alt ehrwürdigen Dorf mit dem Archäologischen Nationalmuseum und der Festungsinsel, auf welcher ein noch extrem gut erhaltenes Aragonen Kastel besichtigt werden kann.
Letztes Ziel dieser ersten Adria-Etappe ist Bari mit seinen auf offener Straße Nudeln kochenden Hausfrauen und der sehenswerten Umgebung mit dem zerklüfteten Polignano A Mare, dem historischen Alberobello mit seinen einzigartigen Trulli und der Höhlenstadt Matera.




Filmbild Do, 18. – So, 21. Juli 20:00 Uhr
Kultursommer / südwärts / Venedig / Natur und Kultur
Lagunaria
Dokumentarfilm von Giovanni Pellegrini, I 2022, OmU, 58 Min., FSK 0
Eine Stimme aus einer fernen Zukunft erzählt von einer verschwundenen Stadt, die einst zu den berühmtesten der Welt gehörte: Venedig. Inmitten von Legenden, Ritualen und Hörensagen beschreibt die Erzählerin ihr tägliches Leben und ihre tiefe Beziehung zur Lagune, die sie umgibt. Hat diese Stadt jemals existiert? War sie jemals bewohnt oder war sie ein Touristenpark? Ist es ihren Bewohnern gelungen, eine neue Form des Zusammenlebens zu finden? Das Ergebnis ist eine Geschichte einer einzigartigen und zerbrechlichen Stadt.

Mit einmaligen Aufnahmen zu Luft und zu Wasser gelingt es Regisseur Giovanni Pellegrini in seinem Essayfilm, dem spezifischen Lebensgefühl von Venedig Ausdruck zu verleihen, das im besonderen Zusammenspiel von Mensch und Natur entsteht.

Man sieht Venedig im Zustand des ›Acqua alta‹, wenn die Touristen über Gehsteige geführt werden müssen. Und man sieht Aufnahmen aus einem fast menschenleeren Venedig, wie sie nur während der Corona-Pandemie entstehen konnte, die der Stadt eine Atempause gewährte. »Der Dokumentarfilm von Giovanni Pellegrini huldigt in traumwandlerisch entrückter Atmosphäre dem Mythos, aber auch der heutigen Realität der Stadt Venedig« (filmdienst).





Filmbild Mo, 22. bis Mi, 24. Juli 20:00 Uhr
Kultursommer / südwärts /
Rückkehr nach Korsika (Le Retour)
Spielfilm von Catherine Corsini, F 2023, OmU, 106 Min., FSK 12
Der neue Spielfilm von Catherine Corsini erzählt vor der sommerlichen Kulisse Korsikas eine intelligente Geschichte über drei starke Frauen und ihrem Umgang mit gesellschaftlicher Ungleichheit.

Nach 15 Jahren kehrt die verwitwete afrikanisch-stämmige Französin Khédidja mit ihren beiden Töchtern wieder in ihre alte Heimat Korsika zurück. Sie nimmt das Angebot einer wohlhabenden Pariser Familie an, deren Kinder zu betreuen – ihre eigenen beiden Töchter im Teenageralter, Jessica und Farah, dürfen mitkommen. Für Khédidja ist es eine Rückkehr in die alte Heimat. Während sie mit ihren Erinnerungen hadert, geben sich die beiden Mädchen allen sommerlichen Verlockungen hin: sie genießen die Tage am Strand, machen Zufallsbekanntschaften und sammeln erste Liebeserfahrungen. Doch auch bei ihnen stellen sich Fragen über ihre Vergangenheit und den Erfahrungen des Othering als schwarze Familie unter Weißen. Die Schwestern, gehen auf sehr individuelle Weise damit um.

Insbesondere im Zusammenspiel der ungleichen Schwestern findet der Film immer wieder zu einer unangestrengten komödiantischen Lebendigkeit – in sommerlicher Kulisse, mit warmen Nächten am Strand und Partys – zurück.




Filmbild Do, 25. – So, 28. Juli 20:00 Uhr
Kultursommer / südwärts / Immigration / EU / Frankreich
Nathalie – Überwindung der Grenzen (La dérive des continents (au sud)
Lionel Baier, CH/F 2022, 89 Min., OmU, 89 Min., FSK
Nathalie Adler (Isabelle Carré) steht unter Strom! Sie muss als EU-Beauftragte den Staatsbesuch von Macron und Merkel in einem Geflüchtetenlager auf Sizilien organisieren – ein PR-Event von ungeheurer Symbolkraft. Doch wer glaubt angesichts der zahllosen Krisen noch an die EU-Familie? Bestimmt nicht Albert, Nathalies lange entfremdeter Sohn, der als Aktivist für eine gemeinnützige Organisation im Camp arbeitet. Ihre unverhoffte Wiederbegegnung wirbelt vieles auf. Denn Nathalie repräsentiert für Albert eine heuchlerische Politik, die sich nicht um die wahren Probleme der Menschen schert. Die Versöhnung der beiden gerät komplizierter als die brisante diplomatische Mission ...

Mit feiner Ironie streift die zartbittere Satire an den Widersprüchen der europäischen Politik entlang und demaskiert ihre Doppelmoral.
Regisseur Baier sagte in einem Interview, er hätte den Versuch wagen wollen, lustig anstatt verzweifelt zu sein – das ist ihm gelungen. Und in seiner herrlichen Polyglotterie – im Film wird zwischen mehreren Sprachen gewechselt – erinnert Nathalie auch daran, wie wunderbar die Idee einer europäischen, gar globalen Gemeinschaft im Grunde ist. Baier zeigt: So kompliziert die EU zwar oft funktioniert, viele ihrer Mitarbeiterinnen glauben aber das, was sie tun. So bleibt Hoffnung, dass nicht nur Nathalie ihr schwieriges Verhältnis zum eigenen Nachwuchs wieder kitten kann, sondern auch die EU mit ihrer Flüchtlingspolitik Erfolg haben wird.




Filmbild Mo, 29. bis Mi, 31. Juli 20:00 Uhr
Kultursommer / südwärts /Revue / Klassiker / Wir sind die Mafia / Sizilien
Tano da morire
Spielfilm von Roberta Torre, Musik: Nino d'Angelo, I 1997, OmU, 88 Min.
Roberta Torres Film ist eine Annäherung an den authentischen Fall eines populären Mafioso, um dann die Mythen zu inszenieren und zu persiflieren, die hinter dem Vorfall stehen.

Palermo: Die Ermordung des Padrino Tano Guarrasi zieht andere Verbrechen nach sich, wie das im Mafia-Milieu üblich ist. Torre inszeniert die populären Erinnerungen als stilisiertes Tanztheater, als groteske Pop-Oper mit 350 Laienschauspielern, Zeitzeugen der Ereignisse, Passanten oder Nachbarn. Denn zehn Jahre nach seiner Ermordung ist Tano Guarrasi zur Volkslegende geworden. Doch die typische Altherrenriege der Mafia hopst entfesselt vor einer in farbiges Licht getauchten, surrealen Kulisse umher und grapscht sich dabei tuntig an das Hinterteil. Dazwischen: grobkörnige Schwarzweißaufnahmen, die von der Kindheit des Dons erzählen; Parodien auf Fernsehberichte über den Mafia-Krieg. Geht das?
Und wie das geht, denn die Laiendarsteller der Mafia-Farce sind Einwohner Palermos, die das, was sie darstellen, aus dem eigenen Leben kennen. Den Tano spielt Ciccio Guarino, ein Bäcker, und der ist echter als alles, was einem normalerweise zum Thema Sizilien und Mafia geboten wird.

Der Titel ist ein Wortspiel, sinngemäß bedeutet es: „Oh Tano! Für dich lohnt es sich zu sterben!“ Der Film war in der Sektion Forum des jungen Films der Berlinale und erhielt auf der Biennale von Venedig 1997 einen Preis.





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