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Kultursommer 2023


1. Einführung
2. Programm Tag für Tag




Kinoprogramm zum Kultursommer Rheinland-Pfalz 2023 – Kompass Europa «««westwärts

In der Filmreihe zum Motto des Kultursommer Rheinland-Pfalz 2023, »Kompass Europa – westwärts« zeigen wir bewegende Filme vom Reisen und Leben in westeuropäischen Regionen. Der Schwerpunkt des Programms liegt bei Filmen aus und in der geo­gra­fischen Peripherie Europas oder Reisen dorthin. Es sind Länder und Regionen wie Irland, Schottland die Bretagne und die europäische Atlantikküste.
Dabei geht es um individuelle Veränderungen durch Reisen und um identitätsstiftende regionale Besonderheiten an den Rändern des Kontinents. Abgerundet wird das Programm von zwei Filmen über illusionäre Bildwelten in der niederländischen Malerei von Vermeer und hyperrealistische Bildwelten in Computerspielen.

Zum Programm gehören Spiel-, Doku­mentar- und Kurzfilme. Alle fremdsprachigen Filme werden als Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt und sind Mainzer Erstaufführungen.

Die Filmreihe findet im Oktober 2023 im Mainzer Kommunalen Kino CinéMayence statt und wird gefördert von
Kultursommer Rheinland-Pfalz der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur
Konzept/Kurator: Reinhard W. Wolf




Programm Tag für Tag
Sprung zum Datum 5 6  7 8 9  10 11 12  13 14 15  16 17 18  19 20 21  22 23 24  25  26 27  28 29 30 31 Monat2




Filmbild Do, 5 - So, 8. Oktober 20:00 Uhr
Kultursommer / Kompass Europa – westwärts / Dänemark - Paris
Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris
Spielfilm von Niels Arden Oplev, DK 2022, OmU, 101 Min., FSK ab 6 (angefragt)
Darsteller: Sofie Gråbøl, Lene Maria Christensen, Anders W. Berthelsen
Eine Touristengruppe reist mit dem Bus aus der nördlichen Provinz Dänemarks nach Paris. Mit dabei ist das Ehepaar Ellen und Vaagn, das Ellens Schwester Inger begleitet. Inger fällt unter den anderen Reisenden auf. Offen erklärt sie ihre psychologische Situation: sie ist schizophren. Dies zeigt sich vor allem in ihrer Unverblümtheit, die nicht allen gefällt.
Schnell gerät die Familie zwischen Unverständnis und Vorurteile. Doch in Paris angekommen wird klar, dass alle so ihr Päckchen mit sich rumtragen. Während eines der mitreisenden Paare in einer Ehekrise steckt, freundet sich Inger mit deren Sohn an, der fasziniert ist von ihrer Direktheit. Und so verwickelt Inger die kleine Reisegruppe in ihr ganz eigenes Abenteuer, dass sie schon bald vor die Wohnungstür einer verschollenen Liebe führt.

Die bewegende Komödie von BAFTA-Preisträger Niels Arden Oplev (VERBLENDUNG) trifft mitten ins Herz. Mit einer gelungenen Mischung aus Drama und Komödie wurde ROSE in Skandinavien zum Überraschungshit an den Kinokassen. In der Hauptrolle brilliert die großartige dänische Schauspielerin Sofie Gråbøl, bekannt als Kommissarin Lund.

ROSE erhielt 7 Nominierungen bei den Dänischen Filmpreisen 2023 und gewann in der Kategorie beste Nebendarstellerin


Filmbild
Regiestatement
»Als ich mit dem Drehbuch von ROSE begann, war mir klar, dass es interessanter wäre, Ingers Qualitäten in den Mittelpunkt zu stellen, anstatt mich auf das Leiden ihrer psychischen Krankheit zu konzentrieren - um zu zeigen, wie einzigartig und talentiert sie ist, trotz der Last, die sie trägt. Ich wollte auch die enorme Verantwortung darstellen, die meine andere Schwester - Ingers engste Gefährtin - über die Jahre hinweg getragen hat, den Kampf zwischen dem Versuch, für Inger zu sorgen, ohne ihr ihre Unabhängigkeit und Würde zu nehmen.«
Filmkritik
»Dass an einer Welt, in der eine junge Frau an der Liebe verrückt wird, etwas nicht stimmen kann, ist die unausgesprochene Prämisse des Feel-Good-Movies, das eine Filmreise lang die fragile Utopie einer besseren Wirklichkeit inszeniert. Ähnlich wie Inger bewegt sich auch der Film auf einem schmalen Grat zwischen gutgemeinten Klischees und Wahrhaftigkeit, Empathie und Pathos. Eine unaufgeregte Kameraführung, subtil-lakonische Wendungen und die charismatisch-bezaubernde Darstellung von Sofie Gråbøl sorgen dafür, dass dieser Balanceakt gelingt. Ein im buchstäblichen Sinne wunderschöner Film.« (filmdienst)



Filmbild Mo, 9. – Mi, 11. Oktober 20:00 Uhr
Kultursommer / Kompass Europa – westwärts / Berlin - Bretagne
Die Magnetischen (Les Magnétiques)
Spielfilm von Vincent Maël Cardona, F/D 2021, OmU, 98 Min.
Darsteller: Thimotée Robart, Marie Colomb, Joseph Olivennes u.a.
Frankreich Anfang der 1980er Jahre: Aufbruchsstimmung macht sich breit – auch in der Musik. In einer verschlafenen Kleinstadt betreibt die Clique um den charismatischen Jerôme und seinen introvertierten Bruder Philippe auf einem Dachboden einen Piratensender.
Als Marianne mit ihrer kleinen Tochter aus Paris in den Ort zurückzieht, ist es um die Brüder geschehen und beide verlieben sich Hals über Kopf in sie. Mit seiner einnehmenden Art kann Jerôme Marianne schnell für sich gewinnen, während Philippe sich nicht traut, seine Liebe zu zeigen. Er wird zum Militärdienst eingezogen und nach West-Berlin versetzt. Dort verändert die Begegnung mit dem schillernden Radiomoderator Dany sein Leben, er kann als DJ beim Militärradio beeindrucken und traut sich, Marianne per Radio seine Liebe zu gestehen. Doch als Philippe nach Hause fährt, muss er feststellen, dass sich alles verändert hat und gerät in einen großen Gewissenskonflikt.

Über die Musik des Films:
Filmbild »Die Dialektik der Musik der frühen Achtziger fängt der Film DIE MAGNETISCHEN in fabelhaft präziser Form ein. Punk hat vom Ende der Geschichte gekündet, von der Ankunft des Jüngsten Gerichts; Postpunk errichtet nun ein neues Imperium: auf den Trümmern der Tradition. Aus Joy Division entsteht nach dem Tod von Ian Curtis die Gruppe New Order, die der tanz- und zukunftswütigen Jugend der kommenden Jahre einige ihrer lebensbejahendsten Hits schenkt.
Aus dem Experiment mit selbst aufgenommenen Klängen und Alltagsgeräuschen, das der junge Philipp noch mit virtuos zweckentfremdeten Tonbändern pflegt, entwickelt sich - als wenig später die ersten elektronischen Sampler zur allgemeinen Verfügung stehen - der avantgardistische Elektropop, den die frühen Depeche Mode auf Alben wie Construction Time Again und Some Great Reward pflegen, 1983 und 1984 wiederum in Westberlin aufgenommen.
Die Musik von Philippe ist noch in endlosen Schleifen gefangen - ein klangliches Sinnbild für das Gefühl, in einer sich um sich selbst drehenden Welt zu leben. Doch aus dem Gebrauch dieser Schleifen, aus der von ihnen ermöglichten schöpferischen Aneignung von Sounds aller Art entsteht zu-gleich etwas Neues – eine Musik, die in die Zukunft weist und in das Offene, in das sich Philippe am Ende dieses Films bewegt.« (Jens Balzer)




Filmbild Do, 12. - So, 15. Oktober 20:00 Uhr
Kultursommer / Kompass Europa – westwärts / Schottland – Cornwall
Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr (The last Bus)
Spielfilm von Gillies MacKinnon, UK 2021, 88 Min., OmU, FSK ab 12
Darsteller: Timothy Spall, Phyllis Logan, Grace Calder u.a.
Eine entlegene Bushaltestelle im Norden Schottlands: Der Pensionär Tom macht sich auf den Weg nach Land’s End im Süden Englands – an jenen Ort, an dem seine kürzlich verstorbene Ehefrau Mary und er sich einst kennengelernt haben – fast siebzig Jahre, nachdem das junge Paar diese Reise in umgekehrter Richtung zurückgelegt hatte.
In Cornwall möchte er ihre Asche verstreuen, die er in einem kleinen Koffer bei sich trägt. Der 90-Jährige plant, seine über 1300 Kilometer lange Reise ausschließlich mit Nahverkehrsbussen zurückzulegen, da er diese als Rentner kostenfrei nutzen kann.

Während seiner Fahrt trifft er auf die unterschiedlichsten Menschen, freundliche Menschen wie eine Gruppe ukrainischer Gastarbeitern, aber auch rassistischen Engländern, denen er erfolgreich die Stirn zeigt und Menschen, die ganz einfach Anteil an seiner bewegenden Geschichte nehmen und den rüstigen Busreisenden zur landesweiten Berühmtheit machen.

THE LAST BUS ist ein herzerwärmendes Roadmovie und erinnert das Publikum daran, dass alle auf die eine oder andere Art auf der Reise sind.

Hintergrund
Filmbild Tom (Timothy Spall) startet in John O'Groats in Schottland, dem nördlichen Ende der britischen Insel. Die Entfernung zum südwestlichsten Punkt, Land's End in Cornwall, beträgt 830 Meilen (1 300 km).
Der britische Charakterdarsteller Timothy Spall ist bekannt u.a. als Winston Churchill im gleichnamigen Film, den Zauberer Peter Pettigrew in "Harry Potter" und aus Filmen von Mike Leigh wie "Secrets and Lies").

»Der schottische Regisseur Gillies MacKinnon inszeniert hier nicht zuletzt, wie sich die junge und die alte Generation begegnen und gegenseitig respektieren – fast so, als wolle er die Spaltung der britischen Gesellschaft durch Brexit und Corona mit einem Gegengewicht auffangen.« (Michael Ranze, Filmdienst)

»Mit einer fein komponierten Dramaturgie, die von sensiblen Miniaturen ebenso lebt wie von emotionalen Höhepunkten der Freude, der Verblüffung und der Menschlichkeit.« (film-rezensionen.de)

»Timothy Spall ist grandios. Zurückhaltend, gebrechlich, freundlich, entschlossen und immens stark – eine der wohl schönsten Rollen die der britische Charaktermime je gespielt hat.« (Peter Osteried, programmkino.de)

»Einigen eindrucksvollen längeren Sequenzen wie der Auseinandersetzung mit einem Mann im Bus, der gegenüber einer verschleierten Frau rassistische Bemerkungen macht, oder dem Busfahrer, der behauptet, sein Fahrausweis sei nur in Schottland gültig und ihn trotz des Protestes anderer Fahrgäste an einer Haltestelle im Niemandsland aussetzt, stehen überwiegend kurze Sequenzen gegenüber, die komisch akzentuiert sind,« (Frank Arnold, epdFilm)





Filmbild Mo, 16. – Mi, 18. Oktober 20:00 Uhr
Kultursommer / Kompass Europa – westwärts / Von Dublin nach Donegal
Dem Leben auf der Spur (End of Sentence)
Spielfilm von Elfar Adalsteins, Irland/Island/USA 2020, 101 Min., OmU, FSK ab 12
Darsteller: John Hawkes, Logan Lerman, Sarah Bolger
Frank Fogle, ein sanftmütiger, etwas unbeholfener Mann, sieht sich nach dem Tod seiner geliebten Frau Anna nach langer Zeit mit seinem entfremdeten Sohn Sean konfrontiert. Denn kurz vor Annas Tod hat sie Frank das Versprechen abgenommen, gemeinsam mit Sean von Alabama nach Nordirland zu reisen, um ihre Asche an einem abgelegenen, idyllischen See zu verstreuen. Sean, der gerade seine Haftstrafe wegen Autodiebstahls und anderer Kleinkriminalitäten abgesessen hat, ist zunächst alles andere als begeistert davon, sich auf diese Reise einzulassen. Einzig das Versprechen seines Vaters, ihn nach der Reise nie wieder sehen zu müssen, kann ihn dazu bewegen, Frank zu begleiten.

Als eine alte Flamme von Franks Frau auftaucht und sich eine charmante Anhalterin mit eigenen Plänen einmischt, finden Vater und Sohn auf unerwartete Weise zueinander. Im weit entfernten Irland angekommen, Mit jedem weiteren Kilometer, den sie in ihrem Mietwagen zurücklegen, reift bei Frank und Sean die Erkenntnis, dass es nie zu spät ist, die Wunden der Vergangenheit zu heilen.

Filmbild Der isländische Regisseur Elfar Adalsteins erzählt in seinem Spielfilmdebüt DEM LEBEN AUF DER SPUR vor der beeindruckenden Kulisse Irlands einfühlsam und authentisch von einem ungewöhnlichen Vater-Sohn-Roadtrip, den Schatten der Vergangenheit und der Hoffnung auf Neuanfang.
Dafür konnte Adalsteins den Oscar-nominierten John Hawkes und den ehemaligen „Percy Jackson“-Darsteller Logan Lerman gewinnen, die dem Film trotz seiner leisen Töne enorme Kraft und Intensität verleihen.

»Elfar Adalsteins erzählt seine Geschichte mit großer Dynamik, bewegt sich quer durch Irland, von Dublin nach Donegal und dann nach Belfast, behält aber seinen Plot stets fest in der Hand, ohne sich in Nebengeschichten zu verlieren. Es geht um Familienverbindungen, um Verlust und Vertrauen, um Selbstrespekt und eine Form der Eigenverantwortlichkeit, die der Kern jeder Resozialisierung ist. Alles was an der Geschichte stereotyp anmutet, der Generationskonflikt, die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, wird in den Details aufgefangen. Dabei ist Adalsteins' Begeisterung für die irische Lebensart und für die einzigartige Landschaft ungeheuer ansteckend.« (Ulrich Sonnenschein epdFILM)

DEM LEBEN AUF DER SPUR feierte seine Premiere beim Edinburgh International Film Festival




Filmbild Do, 19. – So, 22. Oktober 20:00 Uhr
Kultursommer / Kompass Europa – westwärts / Norfolk – End of the Pier
Seaside Special – Ein Liebesbrief an Großbritannien
Dokumentarfilm von Jens Meurer, D/B 2021, 93 Min., FSK ab 0
SEASIDE SPECIAL ist ein liebevoller, hautnaher Blick auf Großbritanniens letzte originale "End-of-the-Pier"- Variety Show, und wie sich ihre Local Heroes auf die Sommersaison vorbereiten. Eine Hommage an handgemachtes Entertainment, mit typisch englischem Humor. Keine Effekte, keine Celebrities, keine digitalen Tricks, dafür sehr British, authentisch, witzig, mitreißend.

Gleichzeitig ist der Film der Versuch eines anglophilen Deutschen zu verstehen, warum sich Großbritannien im Brexist so gründlich selbst zerfleischt. In der verschlafenen Küstenstadt Cromer in Norfolk trifft er auf ein buntes Ensemble von inspirierenden und originellen Charakteren und erlebt einen Mikrokosmos des modernen Großbritanniens inmitten eines gewaltigen Wandels.

Lobende Erwähnung 55. Internationale Hofer Filmtage 2021

Filmbild
Regiestatement
»Ich habe mich vor zehn Jahren in Cromer verliebt - dieses unentdeckte, romantische, charmante, traurige, archetypische britische Küstenstädtchen mit seinem Pier und Horden von tätowierten Urlaubern. Es waren meine Schwiegereltern, die – jedes Jahr in ihrem Eriba-Wohnwagen an die Küste pilgernd – ihre zögerliche Familie einluden, die dortige End-Of-The-Pier-Show zu sehen. Es dauerte dann keine zehn Minuten und ich war restlos begeistert. Von diesem einzigartigen authentischen ur-britischem Entertainment. Ich kaufte mir das Souvenir-Programmheft und nahm mir vor: Irgendwann wirst Du Deinen Film über den Pier und die Stadt drehen.« (Jens Meurer)
Pressestimmen
»Es gibt viel zu lachen in diesem Film, denn trotz der durchaus ernsthaften Themen, die hier angesprochen werden, vom Brexit bis zum entbehrungsreichen Künstlerleben, hält der Film eine Stimmung, die sehr viel Einfühlungsvermögen in die britische Sichtweise aufs Leben verrät. Understatement ist dabei, aber auch immer ein wenig tiefschwarz gefärbter Galgenhumor. Das alles wird von einem genialen Soundtrack unterstützt, den die Fabulous Steve Willaert Brass Band liefert und mit einem Hauch von Monty Python und ein wenig Kurkonzertatmosphäre zusätzlich für gute Laune sorgt.« (Gaby Sikorski, Filmdienst)

»"Seaside Special" ist Stimmungsbericht und ebenso zärtliches wie sentimentales Porträt der dort lebenden Menschen.« (Josef Grübl , SZ)




Filmbild Mo, 23. + Di, 24. Oktober 20:00 Uhr
Kultursommer / Kompass Europa – westwärts / Bergen - Kirkenes
Hurtigruten und Norwegen – Eine epische Reise
Reisefilm von Volker Wischnowski, D 2020, 83 Min., FSK ab 0
Eine Fahrt mit einem Postschiff der Hurtigruten entlang der norwegischen Küste gilt als die schönste Seereise der Welt. Der Filmemacher Volker Wischnowski hat die Tour zwischen Bergen nach Kirkenes bei schönstem Sommerwetter in Norwegen unternommen. Und die Landschaft und das Licht in faszinierenden Filmaufnahmen festgehalten.

Entstanden ist eine informative Dokumentation über die Schifffahrtsroute, die nicht nur das Leben an Bord, sondern auch viele der angebotenen Ausflüge und weitere großartige norwegische Impressionen zeigt.

Hintergrund
Die Hurtigruten sind die traditionelle norwegische Postschifflinie, die seit 1893 an der norwegischen Küste bis zum Nordkap fahren. Für seinen Film war Wischnowski mit dem Schiff „Finnmarken“ unterwegs, einem der modernsten Schiffe der Reederei, mit 624 Betten. Mit der Fähre und der Bahn fährt Volker Wischnowski bis Bergen, von dort starten traditionell die Hurtigruten-Schiffe. Von dort dokumentiert er seine Reise bis Kirkenes, dem Grenzort zur russischen Grenze im Norden Norwegens, und wieder zurück nach Bergen.




Filmbild Do, 26. – So, 29. Oktober 20:00 Uhr
Kultursommer / Kompass Europa – westwärts / Niederlande - Illusionistische Bildwelten
Vermeer – Reise ins Licht
Dokumentarfilm von Suzanne Raes, NL 2023, 79 Min., OmU, FSK ab 0
Was macht einen echten Jan Vermeer aus? Gregor Weber, ein renommierter Vermeer-Experte, kuratiert die bisher größte Ausstellung über den bekannten niederländischen Maler des Barocks im Rijksmuseum in Amsterdam.

Im 17. Jahrhundert schuf Vermeer ganze Universen in einer schmalen Raumecke, seine Meisterschaft stellt die Kunstgeschichte bis heute vor ungelöste Rätsel. Perspektive, Komposition, der farbige Schatten: Vermeer ist bekannt für die Magie des konturlosen Zeichnens. Er schuf das „Mädchen mit dem Perlenohrring“ oder die „Straße in Delft“.

Kurz vor seiner Pensionierung steht Gregor Weber vor seiner wichtigsten Aufgabe: die größte Vermeer-Ausstellung aller Zeiten soll er für das renommierte Amsterdamer Rijksmuseum kuratieren. Doch Vermeers Gemälde sind heute über den gesamten Globus verstreut. Und kurz vor der Eröffnung behaupten amerikanische Wissenschaftler, dass eines der zentralen Bilder überhaupt nicht von Vermeer stamme.

Suzanne Raes‘ Dokumentarfilm ist ein Faszinosum: gebannt wie von einen Krimi verfolgt man die Entstehung einer Ausstellung, versinkt wie ihre Protagonisten in der Anschauung reiner Schönheit und radikal formalistischer Konstruktion. VERMEER – REISE INS LICHT lässt uns eintauchen in eine Welt der Bilder, die voller Geschichte, voller Wirklichkeit stecken, und deren Oberflächen wie ein schöner Körper mit größtmöglicher Behutsamkeit berührt werden. So gelingt dem Film ein heute selten gewordenes Geschenk: Er gibt einen Moment der Zeit, der uns mit einer langst rätselhaft gewordenen Vergangenheit verbindet.


Regiestatement
Filmbild »Alte Gemälde sind wie eine Zeitmaschine: Sie haben die Kraft, uns mit Menschen und Orten aus vergangenen Jahrhunderten zu verbinden. Ich glaube, meine Vorstellung des 17. Jahrhunderts wurde weitgehend von Vermeers Werken geprägt. Mehr noch als zu Rembrandts Figuren oder Jan Steens ausschweifenden Szenen fühle ich mich zu Vermeers Gemälden hingezogen. Die ruhigen Bewegungen und die von ihm dargestellten Personen machen den Betrachter zu einem Zeugen des einstigen Alltagslebens. Man ist ganz nah dran an diesen Menschen, an dem Raum mit dem großen Fenster zur Linken, an dem gefilterten Licht, an der sorgfältig arrangierten Szene. Manchmal ist die porträtierte Person tief in das Lesen eines Briefes, das Einschenken von Milch oder den Blick durch ein Fernrohr vertieft. In den wenigen Fällen, in denen sie einen direkt ansieht, schaut sie einem direkt in die Seele.« (Suzanne Raes)

Wesentlich gehört dazu die Kunst, wie Vermeer die dargestellten Räume für den Betrachter vor dem Bild öffnet oder schließt, oder anders gesagt, wie er den Betrachter am Geschehen teilhaben lässt oder ihn ausgrenzt. Der introvertierte Charakter mancher Szenen hängt im hohen Maß ab von der formalen Gestaltung des Bildraums, wie der Übergang von außen, vor dem Bild, in das Innere gestaltet wird. Stühle und Tische versperren bisweilen diesen Weg, lassen die Figuren dahinter abgeschieden erscheinen. Vermeer probiert auch das Gegenteil aus, wie er mit dem Blick aus dem Bild die Grenze von innen nach außen überspielen kann. Eine Ahnung der Außenwelt tritt in die beschützende Welt der Interieurs ein, wenn Vermeer den Blick aus den Fenstern lenkt oder mit Briefen die ferne Welt thematisiert. Es kann sogar die ganze Welt in den begrenzten Bereich seiner Innenräume eindringen, wenn er mit dem Astronom und dem Geographen Himmel und Erde bemüht. Auf einer Reihe von Gemälden zeigt er nachdenkliche, nach innen gekehrte Figuren, die auf tiefere, seelische Reflexionen schließen lassen. (Gregor J. M. Weber, Vermeers Bilderwelt)




Filmbild Mo, 30. Oktober 20:00 Uhr
Kultursommer / Kompass Europa – westwärts / Nirgendwo – Hyperrealistische Bildwelten
"Total Refusal"
Machinima-Kurzfilme von Robin Klengel, Leonhard Müllner, Michael Stumpf, Jona Kleinlein, Adian Haim, Susanna Flock u.a. A 2018-2022
Einführung: Reinhard W. Wolf
In diesem Kurzfilm-Programm stellen wir Arbeiten des österreichischen Gamer- und Künstlerkollektivs "Total Refusal" vor. Es sind sogenannte Machinimas, also Filme, die mit Hilfe von Game-Engines in Computerspielen 'gedreht' wurden. Machinimas gibt es, seit es Spiele gibt an denen mehrere SpielerInnen gleichzeitig teilnehmen und als Avatare interagieren können. Die meisten Machinima-Filme nutzen das Spieldesign zum Erzählen eigener Geschichten nur als Kulisse. Die Filme von Total Refusal gehen darüber hinaus. Total Refusal loggt sich als Gruppe ein und versucht innerhalb der Spielumgebung die Spielregeln, erwartete Spielzüge und Verhaltensweisen zu ignorieren. Inhaltlich beschäftigen sie sich mit sozialpolitischen und soziokulturellen Themen – auch gegen die Agenda der Spiele, wie etwa strikt pazifistisches Verhalten in Shooter- oder Kriegsspielen.

Selbst begeisterte Gamer, profitieren die humorvollen Filme von Total Refusal dabei vom faszinierenden visuellen Hyperrealismus, der längst auch Eingang in die Ästhetik klassischer Spielfilmen gefunden hat.

»Total Refusal is a pseudo-marxist media guerilla focused on the artistic intervention and appropriation of mainstream video games. We upcycle video games in order to reveal the political apparatus beyond the glossy and hyperreal textures of this media.« (Selbstdarstellung)

Die Filme und Performances wurden u.a. auf Festivals wie der Berlinale, der Viennale, in Locarno und Oberhausen und in Ausstellungen wie im MoMA in NYC präsentiert. Sie erhielten zahlreiche Auszeichnungen.

Filme
Filmbild »How to Disappear«, Total Refusal, A 2020, 21 Min.
How to Disappear ist ein Antikriegsfilm im wahrsten Sinne des Wortes, der am unwahrscheinlichsten Ort eines Online-Kriegsspiels nach Möglichkeiten für den Frieden sucht. Es ist eine Hommage an Ungehorsam und Desertion - sowohl in der digitalen als auch in der physisch-realen Kriegsführung.
Gedreht in den malerischen Kriegslandschaften von Battlefield V, werden die hyperrealen Grafiken zur Kulisse für eine essayistische Erzählung. Der Film dreht sich um die Geschichte der Deserteure - ein Teil der Menschheitsgeschichte, der bisher kaum beleuchtet wurde. Performances und kreative Interventionen loten die Möglichkeiten und Grenzen der audiovisuellen Unterhaltungsmaschine aus.

Filmbild »Hardly Working«, Total Refusal, A 2022, 21 Min.
HARDLY WORKING räumt Charakteren im Wilden Westen von Red Dead Redemption 2 Priorität ein, die normalerweise in Videospielen in den Hintergrund treten: NPCs. Non Playable Characters sind nicht spielbare Charaktere, die hyperreale Welten bevölkern, um den Anschein von Normalität zu erwecken. Normalerweise spielen diese digitalen Statisten keine große Rolle in der Geschichte des Spiels. Hier sind eine Wäscherin, ein Stallknecht, ein Straßenkehrer und ein Handwerker die vier Hauptfiguren dieses Films. Mit ethnografischer Präzision beobachtet der Film ihre tägliche Arbeit: ein Rhythmus aus Schleifen, der sie täglich und unermüdlich arbeiten lässt. Ihre Arbeit führt weder zu einem Produkt, noch ändert sie etwas an ihrem Status quo. In Anlehnung an Hannah Arendts Beschreibung des 'animal laborans' - im Gegensatz zum handelnden Subjekt - sind die NPCs als Individuum eine Übertreibung, denn ihre Arbeitsleistung manifestiert tatsächlich ihren Status.

»Operation Jane Walk«
Total Refusal, A 2018, 16 Min.
Operation Jane Walk basiert auf dem dystopischen Multiplayer-Shooter "Tom Clancy's: The Division". In dieser Arbeit wird das digitale Kriegsgebiet des Spiels mit Hilfe einer künstlerischen Operation angeeignet. Innerhalb der Regeln der Spielesoftware wird die militaristische Umgebung für einen pazifistischen Stadtrundgang umgenutzt. Die urbanen Flaneure meiden die Kämpfe wann immer möglich und werden zu friedlichen Touristen einer digitalen Welt, die eine detaillierte Nachbildung von Midtown Manhattan ist. Während sie durch die postapokalyptische Stadt spazieren, werden Themen wie Architekturgeschichte und Urbanismus diskutiert.






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